58. Norddeutschen Orthopädenkongreß vom 18.-20-Juni 2009 in Hamburg
Auf dem 58.Jahrestagung der Norddeutschen Orthopädenvereinigung gab es wieder interessante Sitzungen und Diskussionen rund um den Fuß und das Sprunggelenk.
Renommierte Fußchirurgen aus ganz Deutschland trafen sich zu intensivem Erfahrungsaustausch.
Wichtige Themen wie der kindliche Knick-Platt-Fuß, dessen Bedeutung, Diagnostik und Möglichkeiten der Therapie wurden ausführlich von Herrn de Pellegrini aus Mailand dargelegt und intensiv mit dem Auditorium diskutiert.
Ein weiterer Schwerpunkt war der beginnende Knick-Platt-Fuß des Erwachsenen, wobei er Herr Dohle aus Wuppertal nochmals die Bedeutung der Tibialis posterior Sehne hervorhob. Kontrovers wurde zum Teil das Vorgehen im Stadium 1 einer Tibialis posterior Sehneninsuffizienz diskutiert.
Über das weitere Vorgehen im Stadium 2. und 3herrschte im wesentlichen Konsens.
Herr Thomas aus Augsburg gab einen Überblick über die möglichen Verfahren von Osteotomien zur Behandlung des Hallux valgus, wobei er die Vorteile als auch Nachteile und entsprechende Schwierigkeitsgrade der jeweiligen Eingriffe darstellte.
Lediglich über die Bedeutung der Absetzung des abductors beim lateralen release konnte keine definitive Einigkeit erreicht werden.
Herr Schwer aus Hamburg erläuterte nochmals das Vorgehen bei der Behandlung von Hammerzehen und Krallenzehen und stellte hier sehr differenzierte Therapiemöglichkeiten vor.
In einem weiteren Vortrag erläuterte Frau Simon aus Malchin die möglichen Therapieansätze beim Hallux rigidus: letztendlich kam sie zu dem Schluss, dass mittelfristig bei entsprechenden Beschwerden die Arthrodese des Großzehengrundgelenkes ihrer Meinung nach die Erfolg versprechendste und langfristig beste Lösung sei. Den Gelenkersatz selbst sieht sie als ein riskantes Verfahren an. Sie lud abschliesend für den 10. Oktober zum 5. Mecklenburgische Fuß- Symposium ein.
Der aufrechte Gang des Menschen ist eine Entwicklung der Evolution, die allein dem Menschen vorbehalten ist. Durch eine harmonische und perfekte Abstimmung der Füße mit den Bewegungen der Beine, des Beckens, der Wirbelsäule, des Schultergürtels und der Arme ist eine nahezu verschleißfreie und nur wenig ermüdende Fortbewegung möglich.
Der Fuß stellt somit die wichtigste Verbindungsstelle zwischen Körper und Umwelt dar.
Um diese Aufgaben perfekt erledigen zu können sind die Füße mit zahlreichen Sinnesorganen und Nervenendigungen (sogenannte Propriozeptoren) ausgestattet, die in einem komplizierten Steuer- und Regelungsmechanismus die Bewegungen des Körpers auf den Ablauf beim Gehen einstellen und steuern.
Allum, J. H. C., et al :Proprioceptive control of posture: a review of new concepts. Gait and Posture 8, S. 214-242. (1998)
Diese Steuerungsmechanismen führen z.B. dazu, daß bei plötzlichen Belastungsänderungen Verletzungen vermieden werden. Das Umknicken im Sprunggelenk ist ein Beispiel hierfür. Bei gut funktionierenden Gelenksensoren erkennt der Körper sehr früh, wenn das Gelenk beginnt umzuknicken. Ein Reflex spannt sofort die Muskulatur an, die das Gelenk stabilisiert und eine Verletzung des Fusses verhindert. Durch gezieltes Training kann die Aktivität der Muskeln und der Steuerungskreise trainiert werden.
R. Reer, J. Jerosch: Proprioception of the ankle joint. In: M. Nyska, G. Mann (Editors): The unstable ankle. Champaign, Illinois, USA: Human Kinetics, S.36-51
(2002)
Auch zum Einnehmen einer gesunden, sowohl stabilen als auch elastischen Körperhaltung beim Gehen müssen diese Regelkreise und das Zusammenspiel des gesamten Bewegungsapparates gut trainiert und eingespielt sein. Jede Störung führt dazu, daß die Bewegungsabläufe unökonomisch, unkoordiniert und somit vermehrt Kräfte zehrend sind. Zum eine führt dies zur schnelleren Ermüdung der Muskulatur, zum anderen zu Überlastungen des Halte- und Bewegungsapparates (insbesondere der Bänder und des Knorpels der Gelenke der Extremitäten und der Wirbelsäule, als auch der Bandscheiben der Wirbelsäule)
Recknagel, S. u. Witte, H.: Bewegungen des Beckens und der Wirbelsäule bei stoßartiger Krafteinleitung über die Beine. Z. Orthop. 134: 214-218 (1996)
Über das obere Sprunggelenk ist der Fuß mit dem Unterschenkel verbunden und wirkt so auf die Gesamtstatik des Körpers. Von der Stellung des Fußes hängt die Haltung des Unterschenkels ab und somit auch, wie die Kniescheibe und der Oberschenkel zueinander stehen. Über das Hüftgelenk wirkt die Fußstellung somit bis auf die Becken- und Wirbelsäulenhaltung.
Die Form und Krümmung der Fußgewölbe, Längsgewölbe einerseits und Quergewölbe andererseits, erlaubt es, sich den unterschiedlichen Beschaffenheiten des Untergrundes anzupassen und darüber hinaus dynamische Belastungen bei jedem Schritt abzudämpfen und den Fuß und damit den Körper zu stabilisieren.
Deformierungen des Fußes oder Störungen der komplexen Regelkreise führen somit zu Störungen der stabilen als auch elastischen Körperhaltung beim Gehen. Überbelastungen, Fehlhaltungen, Haltungsverfall, Verschleiß und Schmerzen sind die Folge.
Durch eine ganzheitliche Betrachtung des Bewegungsapparates als Funktionseinheit können Beschwerden oft auf Ursachen wie Fußdeformierungen und Gangstörungen zurückgeführt werden.
Hierbei ist eine genaue Diagnostik der Fußform, des Ganges, der Haltung und der gesamten Körpererscheinung notwendig.
Störungen, die ihren Ausgang von Fehlfunktionen und Störungen der Fußbalance haben, können zu manigfaltigen Beschwerden und Erkrankungen führen wie:
Differenzierte Diagnostik und ein komplexes Verständnis für die verschiedensten Erkrankungen des Fußes sind wichtige Voraussetzungen, um den Patienten optimal versorgen zu können. Ein intensives Zusammenspiel von Arzt, Chirurg, Podologe, Physiotherapeut, Orthopädietechniker und –schuhmacher sind uns hier ein wichtiges Anliegen.
Es scheint uns wichtig, dass wir im Rahmen dieser Fortbildungsreihe für Podologen in einen intensiven Dialog eintreten – mit dem Ziel, den Patienten in allen Krankheitsphasen und –Ausprägungen optimal betreuen zu können. Deshalb fordern wir Sie auf in den abschließenden Diskussionen aktiv teilzunehmen und kritisch und differenziert wichtige Punkte zu diskutieren.
Die Inhalte der Fortbildung entsprechen der Anlage 3 der Rahmenempfehlungen für Podologie nach §125 Abs. 1 SGBV und sind mit jeweils 3 Fortbildungspunkten bewertet.
Dienstag, 1. Dezember 2009, 18.30- 20.45 Uhr
„Moderne Fußchirurgie“
- Möglichkeiten und Grenzen der Vorfußchirurgie
- Rückfußdeformitäten und Behandlungsmöglichkeiten
- Physiotherapie des Fußes-
Dienstag, 23.Februar 2010, 18.30- 20.45 Uhr
„Die Diabetische Neuro- Osteo- Arthropathie (DNOAP)“
- Grundlagen der Erkrankung und Differentialdiagnostik
- Konservative und Operative Therapiemöglichkeiten
- Möglichkeiten und Grenzen der Pedobarographie-
Dienstag, 13. April 2010, 18.30- 20.45 Uhr
„Rheumatologische Fußerkrankungen“
- Grundlagen rheumatischer Erkrankungen
- Klinische Diagnostik und Differentialtherapie von
rheumatischen Erkrankungen am Fuß
Dienstag, 8.Juni, 18.30- 20.45 Uhr
„Die Orthopädisch- fußchirurgische Untersuchung des Fußes“
- Orthopädische Untersuchung des Fußes und Besonderheiten beim Diabetiker
- Bildgebende Untersuchung des Fußes
Dienstag, 21.September 2020, 18.30- 20.45 Uhr
„Orthopädie- Schuhtechnik“
- Medizinische Indikationen für Einlagen, Schuhzurichtung und Orthopädischen Maßschuh
- Praktische Orthopädieschuhtechnik-
Ärztliche Leitung der Veranstaltungen:
Dr. Andreas Hans Hoffmann
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Spezielle Orthopädische Chirurgie
Orthopädische Rheumatologie, Sportmedizin
Zertifikat Fußchirurgie (D.A.F. / GFFC)